lördag, juni 30

Håkan Röde, König des Geschlechtes Stenkil

Auch wenn es sehr wahrscheinlich ist, dass Håkan Röde zwischen 1070 und 1079 der König von Västergötland und vermutlich einiger anderen kleinerer Reiche Svitjods war, so stellen sich zu seiner Regentschaft und selbst seiner Verbindung zum Stenkilsätten (Geschlecht Stenkil) zahlreiche Fragen, denn alle vorhandenen Quellen gelten als unsicher und widersprechen sich zudem in mehreren Punkten.

Nach einem Anhang der Västgötalagen wurde Håkan Röde in Levene im Västergötland geboren und wurde dort auch begraben, aber weder die Västgötalagen noch die Hervararsagan erklären mit welchem König Schwedens Håkan Röde eine familiäre Beziehung hatte, was für beide Quellen ungewöhnlich ist. Manche Geschichtswissenschaftler nehmen daher an, dass Håkan der uneheliche Sohn des Königs Stenkil war, andere dagegen nehmen an, dass Håkan Röde zum König gewählt wurde, weil die Könige Halsten oder Inge den äldre das heidnische Opferfest verweigerten.

Als nächste Quelle gilt Adam von Bremen, der Håkan Röde allerdings nach Anund Gårdske einstuft und ihn mit der Mutter von Olav Kyrre, Tora Torbergsdotter, verheiratet, die vorher mit dem norwegischen König Harald Hårdråde die Ehe eingegangen war. Mehr Information liefert Adam von Bremen nicht und keine andere Quelle bestätigt auch nur annähernd seine Version.

Als weiteren Hinweis auf Håkan Röde zählt man den Hovgårdsstenen, einen Runenstein, der oft als Håkanstein bezeichnet wird, aber auf dem ein Teil des Textes nicht zu entziffern ist. Dieser Runenstein ist der einzige Hinweis darauf, dass sich Håkan Röde auch am Mälaren aufgehalten hat und dort als König betrachtet wurde. Auf diesem Stein wurde in der schwedischen Geschichte erstmals das Wort „konung“ (König) verwendet, wobei der Stein allerdings nur mit „Håkan“ gezeichnet ist, theoretisch also auch einer der unbedeutenderen Könige des Svealands gemeint sein kann.

Ebenso umstritten ist ein Brief, den Papst Gregorius VII. an die Könige „I“ und „A“ gerichtet hat, denn während man noch relativ sicher ist, dass das „I“ für Inge den äldre steht, so bleibt das „A“ ein Rätsel. Dass man hierbei auf Håkan Röde kommt, liegt einzig allein daran, dass „Håkan“ im Lateinischen „Aquinus“ heißt, also mit dem Buchstaben A beginnt. Als zweiter Hinweis auf die beiden Könige nimmt man die Forderung des Papstes, dass die „reges wisigothorum“, also die Könige des Västergötland (Reich der Westgoten), die Bauern zur Abgabe des Zehnten an die Kirche verpflichten sollten.

Auch wenn man daher sehr wenig über Håkan Röde weiß, so ist sicher, dass er in einer Zeit des religiösen Umbruches regierte, der sämtliche Könige zwischen die Wünsche des Papstes und den nordischen Glauben stellte, da für die einfache Bevölkerung sehr schwer zu versehen war, dass sie auf ihre Götter verzichten sollten und einen Teil ihrer Ernte den Vertretern eines neuen Gottes schenken sollten, eine Forderung, die ihre früheren Götter, an deren Existenz sie nach wie vor glaubten, nie stellten, da diese sich mit weitaus einfacheren Opfern zufrieden gaben.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, juni 29

Der Wolf in der schwedischen Geschichte

Wölfe gehören mit zu den ersten Tieren, die sich nach der Eiszeit in Schweden ansiedelten. Die ältesten Funde bestätigen die Präsent von Wölfen bereits etwa 10.000 vor Christus, was natürlich bedeutet, dass gleichzeitig auch eine Beute für diese Raubtiere vorhanden sein musste. Da in dieser Epoche auch Rentiere und Schneehasen nach Schweden kamen, waren diese beiden Tiere vermutlich auch die wichtigste Beute.

Ab dem Mesolithikum wurden Teile von Wolfsskeletten sehr häufig in der Nähe von Wohnplätzen gefunden, wobei jedoch Wölfe nicht, wie später Hunde, mit Toten begraben wurden. Die größte Wahrscheinlichkeit ist daher, dass sich Wölfe oft in der Nähe von Menschen aufhielten, weil sie sich dort von Resten ernähren konnten, die die Jäger hinterließen, möglicherweise auch im Hinblick auf gewisse Riten, da Wölfe auch in der nordischen Mythologie eine bedeutende Rolle spielten, die bis zum 12. Jahrhundert die Philosophie Schwedens prägte.

In der nordischen Mythologie findet man, zum einen, die beiden Wölfe des Gottes Oden (Odin), Gere und Freke, die vom höchsten Gott beim Essen in der Götterhalle Valhall alles Fleisch bekamen, da sich Oden mehr für Wein und Met (Mjöd) interessierte. Zum anderen findet man Fenrisulven, der sich von einem friedlichen Wolf zum gefährlichen Monster verwandelt, bei Ragnarök jedoch von Vidar getötet wird.

Auch wenn die die Zusammenhänge und die Entwicklung der schwedischen Wölfe bis zum frühen Mittelalter wenig erforscht sind, so scheint es, nach Auswertung aller Funde, in dieser Epoche keine Feindschaft zwischen Menschen und Wölfen gegeben zu haben, wobei Wölfe auch nicht gegessen wurden, im Gegensatz zu nahezu allen anderen Tieren, die es während der Steinzeit und den folgenden Epochen in Schweden gab.

Der Bruch zwischen einem natürlichen Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf entstand in Schweden vermutlich zum Ende der Eisenzeit oder zu Beginn des frühen Mittelalters, also jener Epoche, in der Schweden christianisiert wurde, ohne dass man hier jedoch einen klaren Zusammenhang sehen kann, also auch einfach darauf beruhen kann, dass der Glaube an die alten Götter (mit ihren Wölfen) verloren ging und sich der Wolf gleichzeitig überdurchschnittlich stark vermehrte.

Ab dem 14. Jahrhundert müssen Wölfe in ganz Schweden existiert haben und in einer so großen Menge, dass nach den verschiedensten Landschaftsgesetzen (Landskapslagar) jeder Bürger Wolfsfallen, Wolfsnetze, Speere und andere Waffen gegen Wölfe besitzen musste. Den verschiedenen Schriften dieser Zeit kann man auch entnehmen, dass sich Wölfe, vor allem im Winter, immer häufiger den Dörfern näherten. Leider ist nicht überliefert, ob Wölfe eine tatsächliche Gefahr waren oder christliche Einflüsse, die Wölfe als böse Wesen darstellten, die Ursache für die steigende Angst vor Wölfen war.

Auf jeden Fall müssen sich Wölfe zwischen 1200 und 1600 in Schweden so stark vermehrt haben, dass ab 1647 jeder Bürger für jeden getöteten Wolf bezahlt wurde. Auch noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Schweden so viele Wölfe, dass man pro Jahr über 500 Wölfe töten konnte ohne dass sich die Population reduzierte. Die Angst vor Wölfen war jedoch wenig begründet, denn zwischen 1700 und 2000 wurden nachweislich, trotz der extrem zahlreichen Wölfe, maximal 16 Personen in Schweden von Wölfen getötet, wobei es sich dabei fast ausschließlich um Kinder handelte.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann dann die Wende, da man gezielt auf die Wolfsjagd ging, Strychnin auslegte und zudem eine Krankheitsepidemie unter Wölfen ausbrach. Innerhalb von nur knapp 50 Jahren wurden dadurch alle Wölfe in Südschweden ausgerottet und jeder Wolf, der sich anschließend Richtung Südschweden bewegte, wurde getötet. Eine Mentalität, die sich unter bestimmten Gruppen bis heute gehalten hat.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand man in ganz Schweden noch knapp 100 Wölfe und im Jahre 1950 waren gerade noch 20 Wölfe im nördlichen Teil Schwedens zu finden. Als man 1966 den Wolf in Schweden als von der Ausrottung bedrohtes Tier unter Schutz stellte, gab es vermutlich gerade noch zehn Wölfe, was dazu führte, dass der schwedische Naturschutz ab 1971 wieder Wölfe aussetzte. Da die natürliche Zuwanderung von Wölfen aus Finnland und Russland von Jägern jedoch bis heute verhindert wird, kam es dann zur Inzucht unter den Raubtieren und die natürliche Entwicklung von Wolfsstämmen wurde unmöglich gemacht, was heute zu einer Herausforderung für die schwedische Politik wird.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, juni 28

Der Tode des schwedischen Königs Erich der Heilige

Während man bereits über die Errungenschaften von Erich dem Heiligen (Erik den helige) nur sehr wenig weiß, so ist der Tod des Stammvaters des Erikska ätten ein noch größeres Rätsel, obwohl mehrere Quellen von seinem Tod berichten. Alle Quellen wurden jedoch erst nach dem Tode des Königs verfasst, zu einer Zeit, als er bereits als Heiliger betrachtet wurde und zahlreiche Legenden über sein Leben und seinen Tod entstanden waren.

Nach der Sverresagan und der Erichslegende wurde Erik den helige am 18. Mai 1160 von Magnus Henriksson getötet, der den Thron des Västergötlands (und eventuell des Svealands) für sich beanspruchte. Henriksson soll mit seinem Heer bis Östra Aros (späteres Uppsala) vorgedrungen gewesen sein, als Erich der Heilige gerade einer Messe in der Dreifaltigkeitskirche in Uppsala beiwohnte, dort wo heute die Kathedrale von Uppsala steht.

Erik soll mit einigen seiner Krieger die Kirche verlassen haben und sich dem übermächtigen Feind zum Kampf gestellt haben, einem Kampf, den die kleine Gruppe, die sich in Gottes Hände begeben hatte, nicht gewinnen konnte. Selbst als der Erik den helige bereits im Todeskampf am Boden lag, sollen die Feinde weiter auf ihn eingestochen haben und ihn schließlich auch, mit der Krone auf dem Haupt, geköpft haben.

Nicht geklärt ist bereits warum sich der König in Uppsala, das noch Östra Aros hieß, aufhielt und nicht in einer Kirche in Gamla Uppsala, also am damaligen Bischofssitz, zudem Erich der Heilige auch in Gamla Uppsala begraben wurde und der Schrein mit seinen Resten erst im Jahre 1273 nach Uppsala überführt wurde. Und unklar ist auch, wieso sich im Schrein der Schädel des Königs befand, da, nach einer anderen Legende, seine Ehefrau Kristina Björnsdotter den Cranium mit Krone auf ihrer Flucht mit nach Dänemark nahm.

Der Schrein, der sich heute im „Finstakoret“ des Kathedrale in Uppsala befindet, enthält große Teile eines männlichen Skeletts, das von Schwerthieben übel zugerichtet wurde und die älteste schwedische Königskrone, die man Erich dem Heiligen zuschreibt. Vieles spricht daher dafür, dass die Legende eine gewisse Wahrheit beinhaltet, auch wenn man, im strengsten Sinne der Forschung, nicht weiß, ob es sich beim Toten tatsächlich um Erik den helige und seine Krone handelt.

Die Wunder, die beim Tode von Erik den helige stattfanden, werden ausschließlich in der Sankt Erichslegende berichtet, die im 13. Jahrhundert niedergeschrieben wurde. Als das größte Wunder wird hier die Sankt Erichs Quelle (S:t Eriks källa) bezeichnet, die dort entsprang, wo der Heilige Erich beim Kampf das erste Mal verletzt wurde. Heute wird die sogenannte Slottskällan (Schlossquelle), die sich 500 Meter südlich der Kathedrale befindet, als die Wunderquelle der Erikslegenden bezeichnet. Das Wasser, das heute aus der „Erichsquelle“ fließt, ist seit 2007 ausschließlich Leitungswasser der Stadt Uppsala.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, juni 27

Kristina Björnsdotter fordert das Varnhem Kloster

Kristina Björnsdotter wurde gegen das Jahr 1120, zumindest nach der Knýtlinga saga, als Tochter des Prinzen Björn Haraldsson Järnsida geboren und wurde nach ihrer Ehe mit ihrem Cousin Erich dem Heiligen im Jahre 1156 zur Königin Schwedens, sechs Jahre nachdem die Ehe geschlossen wurde.

Obwohl Kristina Björnsdotter nur von 1156 bis 1160 die Königin Schwedens war, schaffte sie es mit ihren Taten in die Geschichte einzugehen, da sie sich, nach dem Tode von Frau Sigrid, als die rechtmäßige Erbin des Klosters Varnhem sah. Frau Sigrid, eine Verwandte Kristinas, hatte den Zisterziensern nicht nur das Kloster geschenkt, sondern auch ausgedehnte Ländereien und Wälder, ein Vermögen, das Kristina Björnsdotter zurückforderte.

Nach unabhängigen Überlieferungen soll Kristina Björnsdotter die Mönche auf alle erdenklichen Methoden drangsaliert und belästigt haben. Nach unbestätigten Quellen soll Kristina selbst nackte Frauen ins Kloster geschickt haben, die vor den Mönchen aufreizende Tänze vollführen mussten. Aber unabhängig davon, welche Methoden Kristina angewandt hat, so waren die Mönche Varnhems gezwungen nach Dänemark zu fliehen und gründeten dort das Vitskøl Kloster.

Dieser Zwist zwischen Kristina Björnsdotter und dem Kloster Varnhem führte bereits 1158 dazu, dass sich das Volk beim Papst über Kristina beschwerte und dieser die Königin exkommunizieren wollte. Bevor es dann jedoch zur Exkommunikation kam, wurde Erich der Heilige vor der Kathedrale in Uppsala ermordet und die Königin hatte ihren Schutz verloren.

Nach einer Legende floh Kristina Björnsdotter dann mit ihrem Sohn Knut Eriksson und ihrem Gefolge nach Dänemark, wobei sie, ebenfalls nach der Legende, das gekrönte Haupt ihres Mannes mit sich nahm. Kristina soll dann bis zu ihrem Tode im Jahre 1170 in Dänemark geblieben sein.

Kristina Björndotters Sohn Knut kam 1167, als Nachfolger von Karl Sverkersson, auf den Thron Schwedens. Die Tochter Margareta heiratete den norwegischen König Sverre Sigurdsson und die beiden Kinder Filip und Katarina spielten keinerlei Rolle in der Geschichte Schwedens.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, juni 26

Das Roma Kloster auf Gotland

Auch wenn sich Gotland erst Ende des 13. Jahrhunderts dem Sveareich annäherte und sogar erst 1645 mit allen Rechten zu Schweden gehörte, so war dies für die Christianisierung und auch das Errichten von zwei Klöstern kein Hindernis, da politische Grenzen für das Christentum nicht zählten.

Wenn man die Bedeutung Gotlands im Mittelalter betrachtet, war es daher nur logisch, dass die Mönche des Zisterzienserordens des Klosters Nydala auch auf Gotland ein Kloster gründeten. Im Gegensatz zu Nydala hatte das im Jahre 1163 gegründete Roma Kloster jedoch einige bedeutende Vorteile, was sich auch durch seinen ursprünglichen Namen ausdrückt: Monasterium Beatae Mariae Gutnaliae.

Das Roma Kloster wurde nämlich auf dem Allthingplatz Gotlands aufgebaut, wo auch in regelmäßigen Abständen das Gutnaltinget statt fand, das Oberste Gericht der Insel. Als Gotland christlich geworden war, waren hier als Richter auch drei Kirchenmänner als Richter tätig und durch die Lage des Things auf Klostergebiet, war der Einfluss der katholischen Kirche bei Entscheidungen bedeutend.

Der zweite Vorteil des Roma Klosters auf Gotland war, dass es nicht sehr weit von der Handelsstadt Visby entfernt war, über sehr gute Erde für die Landwirtschaft verfügte und vom ersten Tag an bedeutendes Kapital zur Verfügung hatte, so dass die Mönche des Klosters von der Bevölkerung der führenden Schicht der Insel gleichgesetzt wurden. Das Roma Kloster besaß bereits im 13. Jahrhundert zusätzlich Grund in Estland und auf Öland. Der Reichtum kam vor allem durch den Handel von landwirtschaftlichen Gütern, die über Visby in die verschiedenen Hansestädte exportiert wurde.

Vom ehemaligen Roma Kloster ist heute nur noch die Ruine eines Teils der Klosterkirche erhalten, wobei über die tatsächliche Geschichte des Roma Klosters allerdings nur sehr wenige Dokumente erhalten sind und dadurch auch sehr wenig über die wirtschaftliche, politische und kirchliche Entwicklung bekannt ist.

Dass das Roma Kloster während des Mittelalters eine gewisse Bedeutung hatte, lässt sich man jedoch daraus schließen, dass das Kloster im Jahre 1213 vom Papst Innocentius III. damit beauftragt wurde einen Streit zwischen Kreuzrittern in Livland zu klären, den Problemen im Jahre 1419, als Livland das Kloster zu Steuerabgaben zwingen wollte und den Problemen, die entstanden, als Sten Sture den äldre die Besitztümer des Klostern in Öland beschlagnahmte.

Der Niedergang des Roma Klosters begann dann im Jahre 1519, als der letzte Abt des Kloster, Johannes Bohnsack, die Güter in Estland an Kristian II. abtreten musste und nur zwölf Jahre später, im Zuge der Reformation, das gesamt Kloster Eigentum der schwedischen Krone wurde.

Ab 1531 wurden die landwirtschaftlichen Güter des Roma Klosters zum Roma Kungsgård, also zum königlichen Gut, das von den Herrschern der Insel bewirtschaftet wurde. Der Ertrag aus der Landwirtschaft wurde überwiegend an den dänischen König geliefert.

Als Gotland dann mit dem Frieden in Brömsebro zu Schweden kam, erhielten die Landshövdingar (vom König eingesetzten Regierungsbeamten) die Güter in Form eines Lohnes und ließen daher diese weiterhin mit landwirtschaftlichen Produkten anbauen, die sie verkaufen konnten. Dies hatte auch den Vorteil, dass die Bauten bis 1730 nahezu unverändert blieben. Erst 1730 wollte dann der Regierungsbeamte Johan Didrik Grönhagen modernere Wirtschaftsgebäude errichten benutzte dafür die Steine des ehemaligen Klosters und jene des Gewölbes der Klosterkirche. Die Kirche selbst wurde in dieser Zeit zu Ställen umgebaut. Kaum hundert Jahre später zerstörte dann ein vom König eingesetzter Regierungsbeamter auch noch die restlichen Teile von Kirche und des Klosters. Bei einem Brand im Jahre 1898 wurden dann auch die Ställe zerstört und nur die heute sichtbare Ruine blieb erhalten.

Bei Ausgrabungen ab 1961 konnte man die Fundamente des Klosters finden, die allerdings keine Überraschungen brachten, da alle Klöster der Zisterzienser nach dem gleichen Prinzip gebaut wurden. Die Ruine der Klosterkirche ist heute unter Denkmalschutz und wurde als Freilichttheater eingerichtet, das im Sommer eine bedeutende Touristenattraktion ist und als Romateatern bekannt wurde. Neben dem Roma Kloster enstand auf Gotland auch für kurze Zeit das Solberga Kloster, das ebenfalls dem Orden der Zisterziensern angehörte, jedoch Nonnen beherbergte.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, juni 25

Mythen um die schwedischen Wikinger

Wenn man von den Wikingern spricht, so meint man in der Regel eine Gruppe an Seefahrern, die gegen Ende der Eisenzeit einen Teil Skandinavien bevölkerte und, vor allem im 19. Jahrhundert,  den Ruf von schrecklichen Kriegern erhielten, ein Bild, das in keiner Weise auf die gesamte Bevölkerung Schwedens zutrifft und zudem auf Erzählungen und Legenden der Eroberten beruht, die überwiegend erst Jahrhunderte nach der Epoche der Wikinger aufgezeichnet wurden.

Der erste Mythe über die Wikinger ist die Idee, dass es sich bei den Wikingern um einen nordischen Volksstamm handelt. Wenn man bedenkt, dass zwischen den Jahren 793 und 1050, also der Epoche, die den Wikingern zugeordnet wird, weniger als 100 Runeninschriften entstanden, die auf die Wikinger hinweisen und knapp 60 Expeditionen der Wikinger bekannt sind, aber andererseits zwischen 200.000 und 300.000 Personen Schweden bevölkerten, so ist die Anzahl der sogenannten Wikinger geradezu verschwindend, obwohl man, auch aus touristischen Gründen, den Eindruck vermittelt, dass diese kleine Gruppe an Seemännern Schweden dominierte.

Der zweite Mythe über die Wikinger ist der Ruf der Piraten und Seeräuber, denn die sogenannten Wikinger waren alles zwischen Piraten, Händlern und Legosoldaten, die, gegen Bezahlung, für ändere Länder kämpften. Wenn man daher nur nach Piraten unter den Wikingern sucht, so wird dies innerhalb von rund 250 Jahren gerade einmal von rund 30 Reisen wirklich bestätigt, was bedeutet, dass durchschnittlich alle neun Jahre ein Überfall erfolgte, verglichen mit elf Überfällen von Piraten vor Somalia allein im Jahre 2011. Wenn man die Größe der Wikingerschiffe betrachtet, so kann man sich auch vorstellen wie gering die Beute, auch an Sklaven, sein musste, damit die Boote auch wieder die Heimat erreichen konnten. Wenn man diese Tatsachen betrachtet, so versteht man, dass selbst Birka, das als Wikingerstadt betrachtet wird, mehr Landwirte, Händler und Leibeigene (Träl, Ambátt) oder Sklaven wohnten als Wikinger.

Der dritte Mythos ist schließlich, der besagt, dass die schwedischen Wikinger nur Richtung Osten fuhren, denn tatsächlich gingen nahezu ebenso viele Reisen nach Westen, da die Wikinger über den Göta älv einen freien Zugang zur Nordsee hatten und im damaligen Västergötland bedeutende Funde aus der Epoche der Wikinger gemacht wurden, nicht zuletzt auch das Äskekärrsskeppet, das einzige in Schweden gefundene Handelsschiff aus der Wikingerzeit. Noch heute findet man jedes Jahr Münzen oder andere Gegenstände aus der Wikingerzeit entlang des Göta älv, an dem auch bereits gegen das Jahr 900 die Handelsstadt Lödöse entstanden war, den die Wikinger regelmäßig besuchten.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, juni 24

Das Varnhem Kloster in der schwedischen Geschichte

Auch wenn man heute vom Varnhem Kloster in Västergötland, das von Inge den äldre (Inge der Ältere) gegründet wurde, nur noch einige Ruinen findet und die viel besuchte Klosterkirche erst im 17. Jahrhundert unter Magnus Gabriel de la Gardie wieder restauriert und umgebaut wurde, so hatte das Varnhem Kloster eine maßgebliche Bedeutung in der schwedischen Geschichte.

An der Stelle, an der das Kloster aufgebaut wurde, befand sich mit größter Wahrscheinlichkeit eine der ersten Stabkirchen auf schwedischem Boden und gegen 1040 auch die erste Steinkirche des Landes, wann man von Skåne absieht, das zu dieser Zeit nicht als Schweden betrachtet wurde.

Da das Kloster Varnhem von den Mönchen des Alvastra Klosters im Baustil aller Kloster der Zisterzienser aufgebaut wurde, kann man sich noch heute an den Ruinen orientieren und nahezu jeden Raum mit seiner ursprünglichen Bedeutung erkennen.

Aller Wahrscheinlichkeit gehören die Gegend um das Varnhem Kloster, das gerade einmal 13 Kilometer von Skara entfernt liegt, zu den ersten Gegenden Schwedens, die christianisiert wurden, da man nachweisen kann, dass hier bereits um das Jahr 800 die ersten Menschen nach katholischen Riten begraben wurden, also weitaus früher als Sankt Ansgar Birka besuchte. Selbst der christliche Friedhof beim Varnhem Kloster wurde bereits gegen das Jahr 900 regelmäßig benutzt, was darauf hindeutet, dass hier der Katholizismus um diese Zeit die dominante Religion war.

Das Kloster Varnhem wurde nachweislich vom Erikska ätten unterstützt, was im Gegenzug dazu führte, dass dort, unter anderem, die schwedischen Könige Knut Eriksson, Erik Knutsson und Erik Erikssson, sowie Birger jarl, begraben wurden. Die einzige Spannung zwischen Kloster und Königsherrschaft entstand allerdings bereits unter der Regierung von Erich dem Heiligen, da dessen Frau, Kristina Björnsdotter, die Rückzahlung von früheren Gaben vom Kloster zurückforderte.

Als das ursprüngliche Kloster Varnhem im Jahre 1234 völlig abbrannte, zeigt sich dies als der Beginn einer neuen Blütezeit, da Birger jarl, gemeinsam mit anderen reichen Bürgern des Mittelalters, das Varnhem Kloster neu aufbauen ließ und der Bau dadurch weitaus eindrucksvoller und imposanter wurde als vor dem Brand.

Im Jahre 1527 wurde das Kloster im Zuge der Reformation unter Gustav Vasa beschlagnahmt und es durften keine weiteren Mönche mehr aufgenommen werden. Im Jahre 1566, während des Nordischen Siebenjährigen Krieges, der auch als Dreikronenkrieg bezeichnet wird, wurde das Kloster von dänischen Truppen abgebrannt und, im Gegensatz zur Klosterkirche Varnhem, nicht wieder aufgebaut.

Dank der Trilogie über den Kreuzritter Arn Magnusson von Jan Guillou übt das Varnhem Kloster heute wie ein Magnet auf Touristen mehrerer Länder, die in Guillous Romanfolge leider mehr Wahrheit suchen als tatsächlich vorhanden ist.

Copyright: Herbert Kårlin

lördag, juni 23

Blot-Sven und Menschenopfer im christlichen Svealand

Wann der schwedische König Blot-Sven geboren wurde, ist unbekannt, aber er wurde vermutlich 1084 der König der Svear und starb bereits im Jahre 1087. Nach der Hervararsagan (Hervarar Sage) war Blot-Sven der Schwager des Königs Inge den äldre (Inge der Ältere) und nach einer Theorie des Geschichtswissenschaftlers Adolf Schück war der Name lediglich eine Bezeichnung für den Herrscher Håkan Röde, ohne dass jedoch eine der beiden Aussagen zu überprüfen ist.

Dass Blot-Sven an die Macht kam, liegt nach Analyse der isländischen Sagen daran, dass sein Vorgänger, Inge den äldre, unbedingt das Christentum durchsetzen wollte und daher die Opfer (Blot) von Menschen und Tieren in Svitjod, dem Svealand, verbot. Da die Svear, wie zahlreiche Runensteine beweisen, den katholischen Glauben zwar tolerierten, aber den christlichen Gott nur als zusätzlichen Gott betrachteten und daher alle herkömmlichen Traditionen beibehalten wollten, kam es zu Spannungen zwischen Inge dem Älteren und der Bevölkerung. Als daher Inge den äldre das siebenjährige Riksblot (Opferfest) verbot, machte sich Blot-Sven als Fürsprecher für das Opferfest und das Thing in Gamla Uppsala schickte Inge den äldre ins Exil und wählte bei dieser Gelegenheit Sven-Blot zum neuen König, wodurch das Opferfest, bei dem Menschen und Tiere den nordischen Göttern geopfert wurden, gerettet war.

Die katholische Kirche verarbeitete diese Ereignisse, wenn auch erst über hundert Jahre später, zu Legenden wie jener, die den englischen Bischof Eskil in Strängnäs betreffen, der ebenfalls ein Riksblot verhindern wollte und dabei gesteinigt wurde. Bei seinem Tod sollen mehrere Wunder geschehen sein und, unter anderem, eine Quelle entsprungen sein, die heute noch Wasser gibt.

Als Inge den äldre im Jahre 1087 aus dem Västergötland, wo er Zuflucht gefunden hatte, mit einem bedeutenden Heer zurück nach Svitjod kam, soll er die Residenz von Blot-Sven angezündet haben und diesen bei der Flucht auch ermordet haben.

Blot-Sven hatte mit Helena Stenkilsdotter, vermutlich der Tochter des Königs Stenkil, drei Kinder, wobei Erik Årsäll angeblich König Schwedens wurde, ohne jedoch irgend eine Spur zu hinterlassen. Geschichtswissenschaftler gehen daher davon aus, dass Erik nie König war, sondern nur eine der zahlreichen Erfindungen der nordischen Sagenwelt war. Die Tochter Cecilia Svensdotter war möglicherweise die Mutter des Königs Erik den helige (Erich dem Heiligen) und Ulf jarl wurde zum Jarl von Karl Sverkersson ernannt.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, juni 22

Die mittelalterliche Stadt Kungahälla

Die mittelalterliche Stadt Kungahälle, nur wenige Kilometer von Göteborg entfernt, spielte in der schwedischen Geschichte eine bedeutende Rolle, wenn auch auf der Seite Norwegens. Erst mit dem Frieden von Roskilde, nach 700 Jahre Existenz, kam Kungahälla, das mittlerweile allerdings jede Bedeutung verloren hatte, zu Schweden.

Kungahälla wird bereits vor dem Jahre 1000 genannt und ist damit kaum jünger als Lödöse und gilt als die älteste Stadt des Bohuslän. Sehr schnell entwickelte sich Kungahälle zur strategisch wichtigsten Stadt des norwegischen Reiches und entwickelte sich im Mittelalter zeitweise auch zur größten Stadt Norwegens.

Nach Snorre Sturlasson trafen sich bereits 998 der norwegische König Olav Tryggvason mit der schwedischen Königin Sigrid Storråda in Kungahälla um über eine eventuelle Hochzeit zu diskutieren, die jedoch platzte, weil sich Sigrid weigerte den christlichen Glauben anzunehmen. Dies sollte zu den ersten offiziell genannten politischen Schwierigkeiten zwischen Schweden und Norwegen geführt haben.

1025 sollen sich der schwedische König Anund Jakob in Kungahälla mit dem norwegischen König Olav dem Heiligen getroffen haben um gemeinsam gegen den dänischen Feind zu ziehen. Obwohl die beiden Könige mit 420 Schiffen aufgebrochen waren, gewann die Schlacht bei Helge ä in Skåne, der dänische König Knut der Große.

Im Jahre 1101 soll ebenfalls in Kungahälla das Treffen der drei nordischen Könige Inge den äldre (Schweden), Magnus Barfot (Norwegen) und Erik Ejegod (Dänemark) stattgefunden haben, das zu einem Friedensvertrag zwischen den drei nordischen Reichen geführt hat.

Bereits Mitte des 12. Jahrhunderts fand man in Kungahälla ein Augustinerkloster und eine Festung mit Wallgraben, dessen Lage noch heute diskutiert wird und sich vermutlich auf dem Klosterkullen befand, da die junge Stadt unter ständiger Bedrohung gestanden hat.

Am 10. August 1135 haben die Venden unter Herzog Ratibor Kungahälla überfallen, dabei die Kirche und die Festung dem Erdboden gleichgemacht und die Stadt geplündert, wobei Ratibor bei diesem Anlass auch den Heiligen Schrein „Camminskrinet“ mit einem Relikt des Kreuzes, an das Jesus geschlagen wurde, mitnahm. Das Relikt wurde später, allerdings ohne Schrein, in Polen wiedergefunden.

Im 13. Jahrhundert verstärkte der norwegische König Håkan Håkansson die Ringmauer um Kungahälla, was nicht nur die mittelalterliche Stadt besser schützte, sondern auch den Nordre älv zur sicheren Grenze nach Norwegen machte.

Als im 14. Jahrhundert dann die Bohus Fästning gebaut wurde, verlor Kungahälle immer mehr an Bedeutung und wurde bei fast allen wichtigen Aufgaben von Kungälv ersetzt, das zu Füssen der Festung lag. 1368 wurde Kungahälla dann auch noch während des Handelskriegs mit der Hanse abgebrannt, was die Stadt bereits so schwächte, dass man kaum noch von einer Stadt sprechen konnte.

Als dann die Schweden im 1612 Kungahälla erneut niederbrannten, wurde der Ort nicht mehr aufgebaut und die Gegend wurde zur landwirtschaftlichen Fläche mit einigen wenigen Häusern. 1613 wurde dann, im Auftrage des norwegischen Königs Kristian IV., Kungahälla verlassen und nach Ny-Kungälv verlagert, das unter den Schutz der Bohus Fästing gestellt war.

Beim Frieden von Roskilde im Jahre 1658 gingen dann Kungahälle, Kungälv und die Bohus Fästning an Schweden und die mittelalterliche Stadt verlor bei dieser Gelegenheit auch sämtliche Handelsrechte mit dem Ausland.

Heute sieht man bei einem Besuch von Kungahälla nur noch sehr wenige Spuren der Vergangenheit und selbst die Funde der Ausgrabungen, die ab 2009 erfolgten, liegen noch überwiegend in Kellerregalen. Einen Eindruck aus dieser Epoche bieten noch die sogenannten Kungahälla Medeltidsdagar, die jedes Jahr auf der Bohus Fästning stattfinden.


Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, juni 21

Der Karlevistein (Karlevistenen) auf Öland

Der Karlevistein (Karlevistenen) ist der älteste Runenstein auf Öland und unterscheidet sich in mehreren Punkten von den sonst üblichen Runensteinen, die man bisher in Schweden gefunden hat. Dies ist auch einer der Gründe dafür, warum die Mehrheit der schwedischen Geschichtswissenschaftler der Meinung ist, dass dieser Stein gegen das Jahr 1000 von Dänen aufgestellt worden sei, die auf Öland nur Halt machten um einem ihrer Helden, der entweder bereits bei der Schlacht bei den Fyrisvallarna umkam oder aber auf der Rückreise starb, ein Monument zu setzen.

Der Karlevistenen steht auf einem Feld beim Ort Karlevi, wonach er auch den Namen bekommen hat, und kann ohne größere Probleme besucht werden, wobei es für Busse allerdings keine Haltemöglichkeiten gibt. Der Karlevistein ist der einzige Runenstein aus Granit, den man auf Öland entdeckte, wobei Analysen darauf hindeuten, dass der ungravierte und etwa 130 Zentimeter hohe Stein ursprünglich aus der Gegend von Oskarshamn kommt.

Auf dem Karlevistenen findet man das einzig vollständig erhaltene Originalwerk eines Skalden in Drottkvätt, einem der ältesten Versmaße der nordischen Dichter zur Zeit der Wikinger. Auch wenn die Deutung des Textes bis heute nicht eindeutig abgeschlossen ist, so kann man dem Vers entnehmen, dass der Karlevistein dem Seehövding Sibbe, der in den heutigen Augen vermutlich mit einem Kapitän und Feldherrn gleichgesetzt werden kann, gewidmet ist. Da man auch die Namen Vidur, einem anderer Namen für den nordischen Gott Odin, und den Namen der Göttin Trud deutlich lesen kann, muss es sich bei dem Toten um einen relativ mächtigen und beliebten Hövding gehandelt haben. Da der Runenstein als solches vom nördlich liegenden Festland kam, nimmt man an, dass Öland ganz bewusst für die Errichtung des Steines ausgewählt war.

Nach Aufzeichnungen des 17. Jahrhunderts befanden sich in der Nähe des Karlevistenen auch zwei kleinere Grabhügel, wobei einer davon vermutlich für den Hövding Sibbe gedacht war. Leider fielen beide Hügel, und damit auch die sterblichen Reste der Beerdigten, der Landwirtschaft zum Opfer.

Der Prosatext des Steines wird heute im allgemeinen mit folgenden Worten übertragen: „Dieser Stein wurde gesetzt für Sibbe den Guten, Foldars Sohn, von seinem Gefolge, auf dieser Insel.“ Anschließend folgt das Gedicht mit dem Stabreim: „Verborgen liegt der Mächtige, den der Tod holte, wie die meisten wissen, der Kämpfer Truds, in diesem Hügel.  Nie wird ein gerechterer Kämpfer im Streitwagen Odins auf dem weiten Grund Skötkonungs, mehr für Dänemarks Boden leisten.“

Eine letzte Besonderheit auf dem Karlevistenen ist eine Inschrift auf der Rückseite des Runensteins, die im Mittelalter hinzugefügt wurde und deren Bedeutung ebenfalls nicht eindeutig geklärt werden konnte. Eine der häufigsten Deutungen ergibt den Text: „Im Namen von Jesus“.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, juni 20

Erzbischof Rimbert, Sankt Ansgar und die Geschichte Birkas

Man weiß relativ wenig über den Erzbischof Rimbert, der oft als Heiliger Rimbert bezeichnet wird, obwohl er einer der Schlüssel zur ältesten Geschichte Birkas ist und durch seine Aufzeichnungen der Erzählungen von Sankt Ansgar über mehrere Jahrhunderte einen bedeutenden Teil der schwedischen Geschichte geprägt hat.

Auch wenn die Kirche normalerweise bereits sehr früh über sehr gute Archive verfügte, in denen man auch die Geschichte der wichtigsten Persönlichkeiten verfolgen kann, weiß man weder wann Rimbert geboren wurde und daher oft auf 830 geschätzt wird, noch welcher Herkunft er ist, was einige Geschichtswissenschaftler wiederum so weit gehen ließ, dass sie ihn für einen Skandinavier hielten, so unwahrscheinlich diese Theorie auch scheint.

Die ersten Spuren Rimberts führen in das Kloster Torhout im belgischen Brügge, wo er die Bekanntschaft Ansgars machte, die zu einer ewigen Freundschaft führte. Sehr bald wurde Rimbert der ständige Begleiter und Schreiber Ansgars. Alles, was wir über die Besuche Ansgars in Birka wissen, stammt aus der Feder Rimberts, der allerdings nicht an den Reisen Ansgars teilnahm.

Als Ansgar am 2. Februar 865 starb, wurde Rimbert sein Nachfolger auf dem Hamburger Bischofsstuhl und begann an der Vita Anskarii zu schreiben. Da bereits Ansgar dem Orden der Benediktiner angehörte, folgte Rimbert auch in diesem Punkt seinem Vorgänger und wurde Mönch im Konvent Corvey im heutigen Nordrhein-Westfalen, was auch bedeutete, dass er die Missionsarbeit seines Vorgängers mit übernahm.

Allerdings wurde Rimbert nicht mit der Christianisierung Schwedens beauftragt, sondern mit der Missionierung Frieslands und Dänemarks, was allerdings den südlichsten Teil Schwedens beinhaltete, das damals von Dänemark aus regiert wurde.

Seine einzige über kirchliche Aufzeichnungen überlieferte Tat in Friesland war, dass er im Jahre 884 die Wikinger in die Flucht schlug, die die Küste Frieslands brandschatzen wollten. Diese Tat machte Rimbert auch zum Schutzheiligen Frieslands. Gleichzeitig wird ihm dabei nachgesagt, dass er sich vor allem für Kranke und Arme einsetzte.

Ein unbekannter Mönch des Konvents der Benediktiner in Corvey machte sich an eine Biographie Rimberts, die auch die einzige Quelle über den Erzbischof ist, die uns zur Verfügung steht. Geschichtlich gesehen ist das Dokument jedoch ohne jede Bedeutung, da dieser Mönch lediglich Lobesworte über Rimbert hatte ohne viel aus seinem Leben aufzudecken.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, juni 19

Birger Persson, Ritter und Reichsrat in Tiundaland

Birger Persson wurde vermutlich gegen 1270 geboren und wird erstmals im Jahre 1280 in einem offiziellen Dokument genannt. Sein Aufstieg und sein politischer Einfluss begannen als er 1285 zum Ritter geschlagen worden war und er 1293 zum Lagman (Rechtsgelehrten) in Tiundaland, einem Teil des heutigen Uppland ernannt wurde.

Sein Ruf als Rechtsgelehrter und Richter war so groß, dass er noch im gleichen Jahr als Vertreter für alle Rechtsgelehrten von Tiundaland, Attundaland und Fjädrundaland gebeten wurde beim König Birger Magnusson vorzusprechen um die Gesetze der drei Folkländer (Völksländer) des Upplands miteinander abzustimmen und zu aktualisieren.

Birger Persson wurde dann vom König damit beauftragt die weisesten Männer der drei Volksländer um sich zu sammeln und das Upplandslagen auszuarbeiten. Als Vorlage sollten die vorherigen Gesetze, die überwiegend mündlich überliefert worden waren, dienen. Diese sollten dann analysiert werden, damit so wenige Bestimmungen wie möglich  wegfielen und nur das modernisiert wird, was die Gemeinschaft der Lagmän als tatsächlich überholt ansah.

Als das neue Upplandslagen im Jahre 1296 fertiggestellt war, wurde das Thing einberufen und damit das neue Gesetz allgemein eingeführt. Birger Persson galt ab diesem Moment gleichzeitig als oberster Lagman aller drei Gebiete.

Auch beim Erbstreitigkeiten zwischen Birger Magnusson und seinen Brüdern Erik und Valdemar, die 1303 ausbrachen, war Birger Persson als Vermittler und Richter auserkoren, was letztendlich dazu führte, dass der König beim sogenannten Håtunaleken im Nyköpingshus landete und erst 1308, gegen den Verzicht von bedeutenden Ländereien, wieder frei kam.

Als 1318 die Herzöge Erik und Valdemar getötet wurden, war Birger Persson der Testamentsvollstrecker für die beiden Brüder , vereinte sich mit Mats Kettilmundsson und organisierten gemeinsam mit diesem einen Aufstand gegen den König. Nach dem erfolgreichen Aufstand und dessen Tod kam Herzog Eriks dreijähriger Sohn Magnus Eriksson auf den königlichen Thron. Als Dank erhielt er Birger Persson von Ingeborg Håkansdotter, die nun die Amtsgeschäfte des Königs führte, die Güter Älgö und Överselö.

Am 22. Juli machte sich der streng katholische Birger Persson auf eine Wallfahrt, die ihn erst nach Avignon führte und anschließend nach Santiago de Compostela. Nach einem knappen Jahr kam er rechtzeitig zurück nach Skara, um, gemeinsam mit den Ratsherren, die Macht von Ingeborg Håkansdotter zu brechen, die bis dahin alle Amtsgeschäfte des unmündigen Königs führte. Das Ziel dieses Komplotts war, dass Mats Kettilmundsson Reichskanzler werden konnte und damit das schwedische Reich nach seinem Gutdünken im Namen des Königs Magnus Eriksson führen konnte.

Als Birger Persson am 3. April 1327 starb, war er der vermutlich wohlhabendste Mann des damaligen Schweden, der in mehreren Gegenden, auch außerhalb des Upplands, Ländereien besaß. Einige Geschichtswissenschaftler sehen in seinem großen Reichtum und seinem Machteinfluss einen engen Zusammenhang, ohne dass dies heute natürlich in irgend einer Weise geprüft werden kann. Birger Persson wurde in der Domkirche von Uppsala beerdigt.

Birger Persson war zweimal verheiratet, wobei die erste Ehe mit Kristina Johansdotter vermutlich kinderlos blieb und aus der zweiten Ehe mit Ingeborg Bengtsdotter sieben Kinder hervorgingen, wovon vier sehr früh starben und daher keinerlei geschichtliche Bedeutung bekamen. Der Sohn Israel Birgersson übernahm nach Birger Persson die Stelle als Lagman im Uppland, Katarina Birgersdotter engagierte sich, mit Ehemann, im Varnhems Kloster und Birgitta Birgersdotter wurde als die Heilige Birgitta bekannt.

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måndag, juni 18

Björkö als Zentrum der schwedischen Wikinger

Die Mälarinsel Björkö mit dem legendären Birka gehört heute zu einem der bedeutendsten Ausflugsorte für jene, die die Heimat der schwedischen Wikinger suchen und in die touristisch aufbereitete Vergangenheit zurückkehren wollen. Seit Birka im Jahre 1993 in das Welterbe der Unesco aufgenommen wurde, fließen die Gelder für weitere Ausgrabungen und die Erschließung der Insel, auch wenn sich vieles während der rund 200-jährigen Hochkultur der Insel anders verhalten hat als heute dem Massenbesucher dargestellt wird.

Wann Björkö erstmals besiedelt wurde, ist unbekannt, wobei archäologische Analysen beweisen, dass zumindest Birka als solches zwischen 790 und 990 nach Christus existierte und auf der höchsten Stelle des Ingaberget Grabhügel zu finden sind, die bis in die Bronzezeit zurückreichen.

Wenn man heute die etwa vier Kilometer lange und 1,5 Kilometer breite Insel Björkö besucht, so muss man allerdings bedenken, dass zur Zeit der Wikinger der Wasserstand um etwa fünf Meter höher lag als heute und die Insel ihr heutiges Aussehen erst durch die Landhebung erhalten hat. Zur Zeit als Birka hier eine Handelsstadt war, war der Mälaren noch eine Bucht der Ostsee.

Björkö mit Birka gehört, nicht zuletzt wegen seiner legendenumwobenen Geschichte, die über Sankt Ansgar die ganze Welt erreichte, zu den am besten erforschten Gegenden Schwedens an der kaum eine Stelle nicht nach historischen Funden durchsucht wurde. Das Resultat kann man nun in einer Mischung aus Modernität, Sagenwelt und historischen Funden während eines Tagesausflugs entdecken.

Im Norden von Björkö entdeckt man ein Grabfeld aus der Zeit der Wikinger, in denen man relativ umfangreiche Funde machte, die uns eine gewisse Auskunft über die Begräbniskultur der Wikinger des Mälaren bieten. Auf einem der Hügel Björkös sieht man noch die Reste einer Vorburg (Fornborg), die vermutlich noch vor der Ankunft der Wikinger eine gewisse Rolle spielte. Innerhalb dieser Vorburg wurde im Jahre 1834 das steinerne Ansgarskosrset errichtet, das daran erinnern soll, dass hier Ansgar einst seine Missionsarbeit leistete.

Im Jahre 1930, also noch bevor man in Schweden zu einer mehr kritischen Geschichtsschreibung griff, wurde auf Björkö nach Zeichnungen des Architekten Lars Israel Wahlman die sogenannte Ansgarkapelle mit Skulpturen von Carl Eldt geöffnet, die ganz aus rotem Sandstein gebaut wurde.

Im Birkamuseet auf Björkö bekommt man an Hand von Modellen und Fundstücken einen Eindruck wie die Insel und Birka möglicherweise während seiner Blütezeit ausgesehen hat. Da es jedoch keine zuverlässigen schriftlichen Aufzeichnungen über Björkö oder Birka gibt, konnte man bei der Rekonstruktion nur auf Theorien bauen. Der Besucher des Birka-Museums muss daher die Geschichte der Insel mit einem gewissen Abstand betrachten und mehr als Leitlinie sehen und darf sie nicht als gesicherte Tatsache nehmen. Denn auch wenn auf Björkö in gewissen Jahren vermutlich zwischen 500 und 1000 Bewohner gezählt werden konnten, so weiß man nicht wie viele unter ihnen permanent dort wohnten, welchen Tätigkeiten sie nachgingen und wie viele unter ihnen Leibeigene (Träl, Ambátt) und wie viele Sklaven waren.


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söndag, juni 17

Olav Haraldsson, ein Heiliger oder ein brutaler Wikinger

Olav Haraldsson, vor allem bekannt als der Heilige Olav (den helige Olof), wurde vermutlich gegen 995 geboren und starb am 29. Juli 1030 bei der Schlacht von Stiklestad (Slaget vid Stiklestad) in Norwegen. Diese Schlacht wird heute jedes Jahr im norwegischen Stiklestad aus touristischen Gründen nachgestellt.

Alles, was man über den Heiligen Olav weiß, führt zur Olofssagan (Sage Olavs) von Snorre Sturlasson zurück und kann daher nur teilweise als Geschichte betrachtet werden. Sein Heiligenstatus ist von heutiger Sicht aus mehr als nur zweifelhaft, auch wenn er nach wie vor zu den wichtigsten Heiligen des Nordens zählt und ihm hunderte von Kirchen und Kapellen geweiht sind.

Olav war während seines gesamten Lebens alles andere als ein frommer Mann, der als Wikinger nicht nur in ganz Skandinavien Schrecken verbreitete, sondern auch in England und in Frankreich, wobei er sich zwar in Frankreich zum Christentum bekehrte, dies sich jedoch bei seiner Rückkehr in Norwegen nur so ausdrückte, dass er mit Drohungen und Mord den neuen Glauben verbreiten wollte, was schließlich auch dazu führte, dass er zum vermutlich verhasstesten König Norwegens wurde und er das Land im Jahre 1028 Richtung Schweden verließ um sein Unwesen am Mälaren und der Ostsee fortzusetzten.

Unmittelbar nach seinem Tod begann dann jedoch die katholische Kirche Legenden um Olav Haraldsson zu verbreiten. An seinem Grab wurden Menschen geheilt, so dass immer mehr Wallfahrten zum Grab unternommen wurden, was noch heute durch mehrere Pilgerpfade in Norwegen und Schweden ausgedrückt wird, wobei der „Pilgrimsleden Västerbergslagen“ vom Mälaren nach Trondheim sogar erst 2009 eröffnet wurde, da der Olavs-Kult nach wie vor blüht und Tourismus anzieht.

Vor allem Adam von Bremen stärkte mit seinen Berichten den Glauben an die Wunder des Heiligen Olav, was  dazu führte, dass Sünder über Jahrhunderte hinweg zum Grab Olavs pilgerten, weil ihnen damit alle Sünden vergeben wurden. In der Regel bedeutete dies jedoch auch, dass die Pilger dem Heiligen Olav Geld spendeten, was der Kirche Trondheims zu einem bedeutenden Wohlstand verhalf und bei der Christianisierung Norwegens eine bedeutende Rolle spielte.

Auf den Tausenden von kirchlichen Skulpturen und Gemälden des Nordens ist Sankt Olav sehr leicht zu erkennen, denn zwischen seinen Füssen findet man ein wildes Sagentier und in der rechten Hand hält er eine Streitaxt der Wikinger. Da die Legenden um den Heiligen gemäß der vorhandenen Schriften nur sehr wage gestreut wurden, aber nie Zeugen vorhanden waren, würde er nach den heutigen Regeln des Vatikan kaum noch in den Kreis der heiligen Personen eingehen.

Olav Haraldsson war mit Astrid Olofsdotter von Schweden verheiratet. Aus dieser Ehe ging Ulfhild von Norwegen hervor. Der Sohn von Olav dem Heiligen, Magnus der Gute (Magnus den Gode) war unehelich, wobei der Name der Mutter nicht überliefert wurde.

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lördag, juni 16

Gaukler und Troubadoure im schwedischen Mittelalter

Als sich im 13. Jahrhundert eine feste Gesellschaftsstruktur in Schweden gebildet hatte, die stark von den katholischen Werten des Mittelalters geprägt waren, gab es zwei Gruppen an Menschen, die nicht in dieses Bild passten und daher als negative Randgruppen betrachtet wurden.

Zum einen handelte es sich dabei um Bettler, die entstanden waren, als sich die Verantwortung der Familie und der Angehörigen wandelte und zum anderen handelte es sich um Gaukler und Troubadoure, die eine Unterhaltungskunst boten, die sich im Laufe des frühen Mittelalters entwickelt hatte.

Gaukler und Troubadoure waren zwar ein fester Bestandteil jedes Marktes und jedes Festes der reicheren Gesellschaft, aber sie waren immer unterwegs, niemand kannte sie tiefer und sie gehörten keiner Dorf- oder Stadtgemeinschaft an. Allein dies machte sie zu merkwürdigen Figuren, denen man mit großem Misstrauen begegnete.

Diese Gruppe an Gauklern und Troubadouren wurden im alten Schweden als „Lekare“ bezeichnet, wozu alle gehörten, die sich dem Gesang, der Musik, dem Tanz oder auch der Akrobatik widmeten. Nach einigen Dokumenten handelte es sich dabei teilweise um Virtuosen, die die Fiddla (Vorläufer der Violine), die Giga (eine Art nordische Laute) und andere Musikinstrumente der Epoche beherrschten und wurden selbst von Königen eingeladen. Andere galten als Attraktion eines Jahrmarkts, die man nicht missen wollte.

Ein Gaukler oder Troubadour hatte keinen Zugang zur „normalen“ mittelalterlichen Gesellschaft und konnte sich auch nur mit einem anderem Künstlern oder einem/einer Leibeigenen (Träl, Ambátt) verheiraten, zumal diese Art von Künstlern als Freidenker verrufen waren und damit von der Kirche wie Aussätzige behandelt wurden. Jemand, der in der üblichen Gesellschaft lebte, wollte mit dieser Schicht absolut nichts zu tun haben.

Allerdings zeigte sich diese Verachtung gegenüber der Lekare nicht nur durch ihre Situation in der Gesellschaft, sondern selbst die Landskapslagen (Landschaftsgesetze, Regionalgesetz) sprachen sich über Gaukler und Troubadoure aus. So hatten diese, zum Beispiel, im Äldre Västgötalagen (älteres Gesetz des Västergötland) keinerlei Rechte zu einer medizinischen Behandlung und wurden nicht als Bürger der Region betrachtet.

Ab dem 13. Jahrhundert spaltete sich dann die Gruppe der Gaukler und Troubadoure in zwei Gruppen. Die eine wurde weiterhin verachtet, die andere entwickelte sich zu absoluten Spitzenkönnern, die dann an den königlichen Hof berufen wurden und dort ein bedeutendes Ansehen gewannen, was allerdings auch dazu führte, dass selbst diese Schicht sehr negativ von ihren Kollegen auf den Jahrmärkten sprach.

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fredag, juni 15

Das Tiundaland in der schwedischen Geschichte

Tiundaland war zur Zeit der Wikinger eine der wichtigsten Regionen im heutigen Uppland, das damals boch aus Tiundaland, Attundaland und Fjädrundaland bestand und erst im Jahre 1296 als Uppland bezeichnet wurde, im Jahre als das von Birger Persson verfasste Upplandslagen (Upplandsgesetz) unterzeichnet wurde.

Das Tiundaland, das übertragen soviel wie „das Land der zehn Distrikte“ (tiu + hundar + land) bedeutet, hatte zur Eisenzeit einen eigenen König und hatte daher auch eine eigene Verwaltung, die in zehn Distrikte (Hundare) eingeteilt war, die ihrerseits bei Kriegszeiten 1000 Soldaten und 40 Schiffe (Ledung) unterhalten mussten, was auch die Bemessung für die regelmäßigen Steuern war.

Der größte Ort des Tiundaland war Östra Aros, das in Uppsala umbenannt wurde als der Bischofssitz von Gamla Uppsala nach Uppsala verlagert wurde. Nach der Ynglingasagan von Snorre Sturlasson lag auch das Thing aller Svear, also das oberste Gericht, in Tiundaland, wo auch jedes Jahr das Opfer (Blot) an die Götter der nordischen Mythologie stattfand, an dem alle Könige Svitjods teilnahmen.

Nach Snorre Sturlasson war das Tiundaland das reichste und wichtigste Land in Svitjod, denn dort war der Bischofssitz, dort regierte der bedeutendste König der Svear und alle Lagmän der Region mussten sich nach den Upplandslagen richten, wobei das Tiundaland nach der Anzahl der Distrikte auch zehn Lagmän hatte, die für je einen der Distrikte zuständig waren.

Da die Distrikte (Härad, Hundare) des Upplands erstmals bei einer Verzeichnung der Steuern im Jahre 1314 genannt werden und vorher keine schriftliche Aufzeichnungen über die Härad existiere, weiß man nicht mit Sicherheit, wie die Distrikte des Tiundalands tatsächlich hießen und welche Fläche sie umfassten
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torsdag, juni 14

Die ersten Menschen in Schweden

Wenn man von den ersten Menschen in Schweden spricht, so sprechen die Archäologen und Geschichtswissenschaftler des Landes von drei unterschiedlichen Gruppen und Problemen, denn die erste Frage lautet, ob sich bereits vor der letzten Eiszeit Menschen in Schweden befanden, die zweite Frage ist, wann die ersten Jäger nach Beginn der Eisschmelze auftauchten und die dritte Frage betrifft die Herkunft der ersten Menschen beider Kategorien.

Da man in Atapuerca in Spanien, in Tautavel in Frankreich und in Damanisi in Georgien Skelette und Steinwerkzeuge fand, die über 500.000 Jahre alt sind, liegt die Frage nahe, ob es in dieser vorgeschichtlichen Epoche nicht auch in Skandinavien Menschen gab. Diese Frage ist jedoch, gerade wegen der letzten Eiszeit und den geografischen Veränderungen Schwedens kaum zu beantworten, denn falls es vor der Weichsel-Eiszeit Menschen in Schweden gab, so wurden alle Knochen und Gerätschaften dieser Epoche durch Gletscher und Moränen entweder zerquetscht oder aber verlagert und liegen tief im Fels eingebettet. Die Chance eine brauchbaren Fund aus dieser Vorzeit zu machen, ist daher noch geringer als eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden.

Natürlich gab es immer wieder Archäologen, die Funde vorlegten, die auf Menschen vor der letzten Eiszeit hindeuteten, aber ein Teil der Funde verschwand mittlerweile auf unerklärliche Weise und die Fundstücke können daher nicht mehr mit modernen Methoden untersucht werden, oder aber es handelt sich um einige wenige Flinte, also Gesteinssplitter, die auf eine menschliche Präsenz schließen lassen könnten, die aber auch auf natürliche Weise entstanden sein können. Das Alter dieser wenigen Flinte sagt aus diesem Grund wissenschaftlich gesehen sehr wenig aus. Es ist daher zu befürchten, dass man die erste Frage der Archäologen nach einer menschlichen Existenz vor der letzten Eiszeit nie beantworten kann.

Auch die Ankunft der ersten Menschen nach der Eiszeit ist kaum einzugrenzen, da ein Fundort, auf Grund der Erdbewegungen, Moränen und der Landhebung, nicht der Ort sein muss an dem sich auch Menschen aufhielten, die genaue Datierung der wenigen Fundstücke sehr schwierig ist und vermutlich noch mehr in Fels und Erde verbogen liegt als bisher überhaupt gefunden wurde. Man kommt daher auch durch die Simulation der Eisschmelze nur zu einem halbwegs klaren Ergebnis und nimmt an, dass die ersten Jäger Schwedens zwischen 12.000 und 9000 vor Christus in Skåne (Schonen) ankamen, nicht zuletzt deswegen, weil hier eine Landverbindung zum heutigen Dänemark und Deutschland existierte, da das Wasserniveau damals über 100 Meter tiefer lag als heute. Es ist jedoch ebenso möglich, dass der erste Jäger bereits 1000 oder 2000 Jahre früher seinen Fuß auf das heutige Schweden setzte, da bereits zu dieser Zeit Stellen in Schweden eisfrei waren und erste Tiere existierten.

Und auch die dritte Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, da die Geografie Schwedens sowohl vor der letzten Eiszeit als auch zur Zeit als das Eis zu schmelzen begann, nicht mit der heutigen Geografie zu vergleichen ist.

Ob daher die ersten Jäger aus dem östlichen Raum oder dem südlichen oder südwestlichen Raum kamen, kann heute niemand sagen. Ebenso wenig weiß man welche Strecke sie zurücklegten oder warum sie sich nach dem unwirtlichen Norden aufmachten, denn aus klimatischen Gründen wäre eine Bewegung nach Süden weitaus logischer gewesen. Handelte es sich daher um eine Art Völkerwanderung? Waren diese nomadischen Jäger Ausgestoßene, die keine andere Wahl hatten als in Schweden ihr Glück zu suchen? Niemand kann diese Frage eindeutig beantworten so lange man nicht über mehr Fundstücke aus dem Paläolithikum (Altsteinzeit) verfügt, die einen eindeutigen Vergleich mit Fundstücken anderer Kulturen zulassen.

Und selbst diese Vergleiche werden Fragen offen lassen, da die Bearbeitung eines Steins auch von der Art des Steins abhängt, also auch die Form der ersten Werkzeuge und Waffen nicht sehr viel aussagen muss. Genau genommen kann man nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob diese ersten Jäger permanent im alten Schweden lebten oder nur zur Jagd kamen, denn die Theorie, dass es sich nur um kurzzeitige Aufenthalte handelte, baut auf die wenigen Fundstellen und unsere heutige Denkweise, die uns sagt, dass die Winter der frühen Steinzeit in Schweden zu hart für einen permanenten Aufenthalt waren.

Vielleicht folgten aber die ersten Jägern auch ganz einfach den Bewegungen der Jagdbeute, also den Tieren. Aber dies werden wir nur erfahren, wenn neue Fundstellen ausfindig gemacht werden können, was jedoch durch die maschinelle Bautechnik der heutigen Zeit immer unwahrscheinlicher wird, da hierbei eine Steinaxt oder eine Pfeilspitze eher zerstört als entdeckt wird.

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onsdag, juni 13

Das Mittelalter in Västergötland

Auf Grund seiner geografischen Lage und der politischen Situation hatte Svitjod, wie das Zentrum Schwedens in dieser Epoche genannt wurde, zu Beginn des Mittelalters keinerlei direkte Verbindung zu den Weltmeeren, da das heutige Skåne zu dieser Zeit nicht zu Schweden gehörte und die Verbindung der Ostsee zur Nordsee unter dänischer Hoheit stand. Selbst in Friedenszeiten bedeutete dies bei einer Durchfahrt hohe Steuern zu entrichten oder auch überfallen zu werden.

Die einzige offene Stelle für die schwedische Schifffahrt bot der Göta älv in Västergötland,  der bereits von den Wikingern regelmäßig benutzt worden war. Västergötland war zu Beginn des Mittelalters allerdings noch eine relativ unabhängige Region, was auch zu Spannung innerhalb des heutigen Schwedens führte.

Aber auch der Göta Älv war kein vollkommen sicherer Wasserweg, da die nördliche Seite davon von Norwegen beherrscht wurde und die südliche Seite zu Dänemark gehörte. In Friedenszeiten bedeute dies, dass Schweden gerade einmal eine Schneise von rund 20 Kilometer Breite besaß, die den freien Handel mit anderen Ländern ermöglichte. Diese Situation verbesserte sich erst im Jahre 1658 mit dem Frieden von Roskilde, also über 100 Jahre nach Ende des schwedischen Mittelalters.

Wie unsicher diese kleine Schneise war, kann man noch heute an den unzähligen Resten von Befestigungsanlagen, die man in Västergötland findet, erkennen. Niemand wusste wie lange ein Frieden hielt und wann neue Kämpfe entstanden. Auch die Grenzen zwischen den drei Ländern veränderten sich im Laufe des Mittelalters mehrmals, da der Göta älv für drei Länder eine wichtige strategische Bedeutung hatte.

Außer den drei Städten Lödöse und Skara in Västergötland, sowie Kungahälla, das zu Beginn des Mittelalters die größte Stadt Norwegens war, fand man fast ausschließlich Landwirtschaft in Västergötland, die jedoch auch für den Handel eine bedeutende Rolle spielte, da man mit Butter seine Steuern bezahlen konnte, Butter aber auch, gemeinsam mit den Fellen der landwirtschaftlichen Tiere, eine wichtige Exportware war.

Unter den drei Wikingerstädten, die auch im frühen Mittelalter nur 500 bis 1000 Einwohner hatten, waren für Västergötland nur Lödöse und Skara von Bedeutung. Lödöse war die Hafenstadt in der sich auch ausländische Händler niederließen, also das Handelszentrum, und Skara war als Bischofsstadt das geistige Zentrum in Västergötland. Die ausländischen Kaufleute in Lödöse importierten Lederwaren, Salz, Wachs und Getreide und exportierten Eisen, Felle und handwerkliche Güter. Die Stadtbewohner waren spezialisierte Handwerker, die Schuhe, Schmuck, Kämme und Schnitzereien herstellten, außer den Eisenwaren, die in den Schmieden am Stadtrand entstanden.

Die Veränderung in Västergötland kam mit der Pest Mitte des 14. Jahrhunderts, da in dieser Zeit zahlreiche Dörfer und Ansiedlungen durch die vielen Toten geradezu verfielen und ausstarben. Im späten Mittelalter, nachdem die Pest wieder verschwunden war, wurde dann der Grundstock für die Macht und den Reichtum von Västergötland geschaffen, was sich insbesondere durch die zahlreichen neuen Städte ausdrückte, denn nahezu gleichzeitig entstanden Falköping, Skövde, Lidköping, Hjo und Lödöse wurde von Nya Lödöse abgelöst. Auch das damals norwegische Uddevalla wurde zu Beginn des späten Mittelalters gegründet.

Diese Entwicklung des Västergötland im Mittelalter führte auch dazu, dass Gesetze für diese Region geschaffen wurden. Bereits 1220 hatte der Lagman Eskil die Äldre Västgötalagen geschaffen, die dann noch im gleichen Jahrhundert von den Yngre Västgötalagen ersetzt wurden und während des gesamten Mittelalters gültig blieben.

Als oberster Rechtsort des Västragötlands galt im Mittelalters selbstverständlich Skara, wo im Frühling und im Herbst das Thing von Västergötland zusammentrat und über die verschiedenen Strafen entschied. Die neuen Gesetze, du zum Ende des frühen Mittelalters entstanden waren, veränderten dabei allerdings auch das gesamte Rechtswesen, denn bei der Thingversammlungen in Skara bekamen die Richter an Hand der Gesetze nun klare Anweisungen und die Urteile wurden nicht mehr von Dorfweisen gefällt, sondern von Kirche und Adel.


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tisdag, juni 12

Erik Eriksson, der Lispelnde und Hinkende, wird König Schwedens

Erik Eriksson (Erich Eriksson), der oft als Erik XI. bezeichnet sich, sich selbst Erik III. nannte (als dritter Erik seines Geschlechts) und nach der Erikskrönikan Erik läspe och halte (Erich der Lispelnde und Hinkende) war, wurde im Jahre 1216, bereits nach dem Tod seines Vaters, Erik Knutsson, geboren und starb am 2. Februar 1250.

Erik Eriksson war zweimal König Schwedens, unterbrochen durch die Regierungszeit von Knut Långe. Das erste Mal war er zwischen 1222 und 1229 König, wobei er jedoch als Minderjähriger keinerlei Amtsgeschäfte ausüben konnte, sondern unter der Vormundschaft von Bischof Bengt Birgersson und dem Jarl Ulf Fase stand. Mit sechs Jahren wurde Erik König und bereits zwei Jahre später wurde er auch zum König gekrönt.

Im Jahre 1234 wurde Erik Eriksson dann erneut König, wobei er dieses Mal die Macht bis zu seinem Tode im Jahre 1250 ausüben konnte. Da man bis heute nicht sehr viel über seine Leistungen als Führer des Landes weiß, wird Erik Eriksson in der Geschichte sehr häufig als schwacher König dargestellt, auch wenn dies nur eine Theorie ist.

Aus der Regierungszeit von Erik XI. stammt allerdings das älteste in Schweden bekannte Wappen, das drei gekrönte Leoparden darstellt, deren Bedeutung in diesem Zusammenhang allerdings nicht bekannt ist.

Der Papst hatte Erik Eriksson, der auch das Kloster Varnhem unterstützte, bereits bei seiner Geburt im Jahre 1216 zum Nachfolger von Erik Knutsson ausersehen, konnte sich jedoch nicht gegen den schwedischen Adel und die einflussreiche Schicht des Landes durchsetzen, die Johan Sverkersson an ihrer Spitze haben wollten. Als jedoch Johan Sverkersson im Jahre 1222 noch sehr jung auf Visingsö starb, konnte er seinen Willen bei der Wiedereinsetzung des Königs durchsetzen und Erik Eriksson kam erneut auf den Thron.

Erik Eriksson wurde, noch unmündig, bei der Schlacht bei Olustra (Slaget vid Olustra) als König abgesetzt und musste vor Knut Långe außer Landes fliehen. Als Knut Långe dann 1234 starb, kam Erik Eriksson zurück und übernahm ohne weitere Probleme erneut den Thron Schwedens.

Erich XI. war mit Katarina Sunesdotter des Geschlechtes Bjälbo (Bjälboätten) verheiratet, die die Enkelin von Sverker den yngre (Sverker dem Jüngeren) war. Die Ehe blieb, zumindest offiziell, kinderlos. Der mächtigste Mann in seinem Reich war erst Ulf Fase, der nach seinem Tod im Jahre 1248 von Birger Magnusson ersetzt wurde. Erik Eriksson wurde in der Klosterkirche von Varnhem bestattet.

Erik Eriksson ist noch heute in aller Munde, da er nach der humoristischen politischen Zeitschrift „Grönköpings Veckoblad“ der Gründer der fiktiven Stadt Grönköping ist und die Rolle des Schutzpatrons des Ortes übernommen hat.

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