söndag, juli 29

Der Bökstastenen, ein Dokument der schwedischen Geschichte

Einer der geschichtlich interessantesten Runensteine aus dem 11. Jahrhundert ist der sogenannte Bökstastenen (Bökstastein) zwischen Uppsala und Örsundsbro. Der Runenstein wurde nur knapp 100 Jahre vor der in der Nähe liegende Balingsta Kyrkan geschaffen, wodurch die Zeit der Christianisierung in dieser Gegend relativ klar bestimmt werden kann, da man auf dem Bökstastein noch Symbole der nordischen Mythologie findet und jedes Zeichen des Christentums fehlt.

Der Bökstastenen hat ausschließlich wegen seiner Bilder eine geschichtliche Bedeutung, da die Inschrift nur erzählt, dass der Stein von Eltern und Geschwistern zur Erinnerung an einem gewissen Est errichtet wurde, Personen, die man keinerlei geschichtlichem Ereignis zuordnen kann.

Der Stein, der bereits die Aufmerksamkeit von Johannes Bureus weckte, war zu jener Zeit in mehrere Teile zerschlagen und konnte erst 2004, nach dem Fund eines letzten Teiles, wieder vollständig zusammengefügt werden. Wo der Stein ursprünglich stand, ist heute nicht mehr zu sagen, aber es besteht der Verdacht, dass er ursprünglich entweder an der Balingsta Kyrkan stand und im Rahmen der Christianisierung zerstört wurde oder aber an einem Handelsweg. An die heutige Stelle wurde der Bökstastein jedenfalls erst im 19. Jahrhundert transportiert.

Auf dem Bökstastenen wird, umgeben von der Inschrift in Runenzeichen, eine Jagdszene dargestellt, die durch mehrere Aspekte als einzigartig gilt, denn die Jagd auf Elche erfolgt hier nicht nur zu Pferde, sondern es werden auch zwei Hunde und Falken (oder andere Raubvögel) mit eingesetzt, wobei einer der Raubvögel gerade einen Elch schlägt. Der Jäger hält einen Speer in der Hand mit dem er den geschwächten Elch dann vermutlich töten will.

Links unten am Bökstastein ist jedoch die Abbildung zu finden, die den Stein endgültig zu einem einzigartigen Werk macht, denn hier kann man erstmals einen Skiläufer mit Pfeil und Bogen entdecken, der weitaus kleiner abgebildet ist als die Hauptszene. Diese Inschrift beweist, dass Skis bereits im frühen Mittelalter bekannt waren und schon damals die heutige Form hatten.

Dieser Skiläufer ist jedoch gleichzeitig das größte Rätsel der Forscher, denn die Historiker sind  nahezu einstimmig der Meinung, dass es sich hier um einen mythologischen Gott handelt. Während die Mehrheit der Geschichtsforscher der Meinung ist, dass es sich bei diesem Gott um Ull handelt, der in der nordischen Mythologie mit der Jagd in Verbindung gebrach wird, so gibt es auch die Theorie, dass es sich bei der gesamten Szene um die Jagd von Göttern handelt und der Ritter Oden darstellt, der mit seinen beiden Raben Hugin und Munin unterwegs ist. In diesem Fall wäre der Vogel auf dem Kopf des Elches kein Raubvogel, sondern ein Rabe.

Was jedoch gegen diese Theorie spricht, ist die Tatsache, dass nur in arabischen Ländern mit Raben gejagt wurde und die beiden Raben Odens keine Raubtiere waren, sondern Spione. Dagegen sind sich die Archäologen sicher, dass in Schweden spätestens ab der Vendelzeit vor allem Habichte zur Jagd abgerichtet wurden und von der damaligen Aristokratie Schwedens zur Jagd benutzt wurden, die dann vermutlich jedoch nicht dem Nahrungsbedarf, sondern dem Vergnügen diente. Diese Tatsache wird nicht nur durch Felsritzungen (hällristningar) bestätigt, sondern auch dadurch, dass in Gräbern wichtiger Personen aus der Zeit der Vendel Raubvögel mit beerdigt wurden.

Copyright: Herbert Kårlin

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