måndag, juli 23

Die Bildsteine Gotlands von der Völkerwanderung bis zum Mittelalter

Auch wenn einige wenige Bildsteine selbst in Skåne, im Gästrikland und anderen Teilen Schwedens gefunden wurden, so zählt die Insel Gotland mit seinen über 550 Bildsteinen, den Vorgängern der Runensteine, zur wichtigsten Informationsquelle zwischen der Völkerwanderung und dem schwedischen Mittelalter, da diese Steinritzungen die Denk- und Lebensweise einer Zeit dokumentieren zu der es keine anderen schriftlichen Quelle gibt.

Dass gerade auf Gotland etwa ab 300 nach Christus Bildsteine entstanden, liegt vermutlich daran, dass die dortigen Kalksteine und Sandsteine relativ weich sind und sich hervorragend für diese Art von Dokumentation eignen. Hinzu kommt sicher auch, dass Gotland sehr früh Beziehungen zu anderen Ländern hatte und diese Bedeutung durch seine Lage immer behalten hat, also Einflüsse mehrerer südlicher Kulturen aufnehmen konnte.

Die Bildsteine auf Gotland wurden ursprünglich auf Grabfeldern, nicht jedoch auf Gräbern, an Wegen und später auch an Opferstellen und Versammlungsorten aufgestellt. Vor allem die Bildsteine der Epoche zwischen 800 nach Christus und dem Beginn des 12. Jahrhunderts wurden überwiegend entlang der wichtigsten Straßen jener Zeit aufgestellt. Die Bedeutung dieser Anordnungen ist allerdings bis heute unbekannt.

Nur noch sehr wenige Bildsteine Gotlands stehen heute an ihrem ursprünglichen Platz. Etwa 40 Bildsteine findet man im Fornsalen in Visby, andere im Historischen Museum in Stockholm und dem Bungemuseum auf Gotland. Wieder andere wurden während der Christianisierung der Insel in Kirchen oder anderen Gebäuden eingemauert.

Die Bildsteine Gotlands können nach ihren Motiven in drei Gruppen eingeteilt werden, wobei die älteste Gruppe die Zeit zwischen 300 und 700 nach Christus umfasst. Nahezu alle Steine dieser Epoche haben die Form einer Axt, deren Schneide Richtung Himmel zeigt und die bis zu drei Meter hoch sein können. Die eingravierten Ornamente und Symbole entsprechen jenen, die man bereits vorher im südlichen und im zentralen Europa finden konnte. Über die Deutung dieser Symbole und Zeichnungen sind sich Archäologen und Geschichtswissenschaftler bis heute nicht einige, wobei die vorherrschende Meinung ist, dass oben die Sonne abgebildet ist und darunter Paare von Menschen und Tieren eingeschlagen wurden, die sich gegenüberstehen. Auf einigen der Steinen kann man auch deutlich die ersten Schiffe erkennen. Ein Motiv, das sich ebenfalls immer wieder auf den Steinen dieser Zeit wiederholt sind eine gebärende Frau und Schlangen.

In der Epoche zwischen 700 und 900 nach Christus verändert sich nicht nur die Form der Steine, die dann die Form einer Tür annehmen und bisweilen als Tor zur Welt der mythologischen Götter interpretiert werden. Die Mehrheit der Abbildungen dieser Steine kommen auch aus der nordischen Mythologie, wobei man hier nicht nur Szenen aus der Valhall findet, sondern auch mehrere alleinstehende Götter deutlich erkennt oder das achtfüßige Pferd Sleipner findet. Diese Steinritzungen gelten als die Ergänzungen zu den Aufzeichnungen Snorre Sturlassons und zeigen wie sich die Vendel und die ersten Wikinger die Welt der Götter vorstellten.

Mit fortschreitender Wikingerzeit werden den eingeschlagenen Symbolen Runenzeichen beigefügt, Textschlingen gestaltet, aber es erscheinen auch die ersten christlichen Kreuze. Die Abbildungen der Schiffe auf diesen Steinen, die immer häufiger werden, zeigen die Modelle der ursprünglichen Wikingerschiffe, ihre Beseglung und andere Details, die uns heute ermöglichen diese Schiffe möglichst originalgetreu nachzubauen und die Reste der gefundenen Boote weitgehend zu restaurieren.

Die heutige Geschichtswissenschaft geht davon aus, dass Bildsteine nicht der Geschichtsschreibung dienten, sondern an einzelne Ereignisse, an Reisen und Personen erinnern sollten, aber nichts schließt aus, dass die Künstler jener Epoche nicht bereits ihre Erfahrungen und ihre Denkweise auf diese Weise den zukünftigen Generationen überliefern wollten, also bereits Geschichte schrieben.

Copyright: Herbert Kårlin

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